Ende des 18. Jahrhunderts entstanden Musikalische Würfelspiele als Gesellschaftsspiel. Ziel war, gleichförmig und periodisch ablaufende Musikstücke (z.B. Walzer, Polonaisen, Menuette) durch Würfeln zu erzeugen. Dazu werden eine Würfeltabelle und eine Taktliste verwendet. Jede Zahl in der Würfeltabelle verweist auf einen Takt in der Taktliste. Voraussetzungen für die Teilnahme am Würfelspiel sind Notenlesen und instrumentale Grundfähigkeiten. Kompositorische Fähigkeiten sind hingegen nicht erforderlich. Als Erfinder der musikalischen Würfelspiele gilt der Musiktheoretiker und Komponist Johann Philipp Kirnberger (1721 - 1783). Das bekannteste Würfelspiel stammt von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791).
Die Würfelkompositionen werden taktweise mit einem oder zwei Würfeln gewürfelt. Durch die Vielzahl an möglichen Würfen lassen sich sehr viele unterschiedliche Kompositionen würfeln. Bei den Mozart-Walzern sind es beispielsweise 759.499.667.166.482 mögliche Kompositionen! Auch wenn die Würfelkompositionen wegen ihrer einheitlichen Struktur immer sehr ähnlich klingen und das Kompositionsverfahren vergleichsweise einfach ist, sind Musikalische Würfelspiele ein interessanter Anwendungsfall für automatisch generierte Musikstücke und damit sozusagen "Vorfahren" für algorithmisches Komponieren. Insofern sind sie eine schöne Ergänzung zu den bereits in tonica fugata vorhandenen Kompositionsfunktionen.
Kleiner Tipp: Probiert die Würfelspiel-Komposition in der tonica Web App direkt aus!
Mit tonica fugata 17 könnt ihr für bekannte Würfelspiele von Mozart, Kirnberger und Stadler/Haydn Kompositionen würfeln lassen. Aber ihr könnt auch selbst eigene Würfelspiele entwickeln. tonica fugata erzeugt dazu die Grundstruktur eines neuen Würfelstils in Form eines tonica-Dokuments. In dieses Dokument könnt ihr dann die zu würfelnden Takte der Komposition eintragen. Dabei bietet es sich an, eine einheitliche harmonische Struktur zu verwenden. Als Beispiel für ein modernes Würfelspiel enthält tonica fugata den Würfelstil "Lift-Off Chord Progression", der achttaktige Klaviersätze erzeugt, die auf der für Pop-Songs typischen Akkordfolge C - Dm - F - G aufbauen. Danke an Martin!
Darüber hinaus lässt sich jeder Würfelstil als capella-Datei exportieren, die ein komplettes Würfelspiel mit Würfeltabelle, Spielanleitung und Taktliste enthält, so dass ihr das Würfelspiel z.B. im Freundeskreis spielen könnt.
Ein neues Dateiformat
Das tca-Dateiformat existiert in seiner Struktur nahezu unverändert seit Version 3 und ist inzwischen ziemlich in die Jahre gekommen. Das Hauptproblem ist, dass es noch auf dem alten Latin-Zeichensatz basiert und damit nicht Unicode-fähig ist. In der Praxis bedeutet dies, dass Sonderzeichen oder ausländische (z.B. chinesische) Schriftzeichen nicht mit dem Format darstellbar sind. Zudem handelt es sich bei dem tca-Format um ein binäres Dateiformat, das nicht für Menschen lesbar ist. Aus diesem Grund wird mit tonica 17 ein neues TcaXML-Dateiformat mit der Endung .tcax eingeführt. Das alte tca-Format wird aus Kompatibilitätsgründen aber weiter angeboten.
Dateien im TcaXML-Format sind quelloffen und in Unicode (Utf-8) kodiert. Konkret heißt das für euch, dass ihr z.B. im Titel der Partitur, in Dateinamen oder in Stilnamen beliebige Sonderzeichen verwenden könnt. Im TcaXML-Format lassen sich über Datei → Info... zusätzliche Informationen (z.B. der Autor) der Partitur speichern.
Weitere Neuerungen
Darüber hinaus bietet tonica 17 viele weitere Verbesserungen und Neuerungen. Wie capella unterstützt tonica jetzt auch die aktuelle VST-Version 3, so dass euch die Tür zu allen modernen Sound-Plugins offensteht. Es lassen sich einfache Triller notieren und abspielen. Und auf Wunsch werden Fermaten nicht mehr exportiert.