Hallo zusammen,
mir ist etwas begegnet, was ich so noch nie zuvor gesehen habe: ein Kreuz und ein B gemeinsam als Tonartvorzeichnung.Capella scan hat das auch korrekt erkannt und an capella übergeben. Als ich jedoch in capella die Taktart ändern wollte, wurde leider auch das Kreuz eliminiert (siehe Bild).
in der oberen Zeile fehlt jetzt das Kreuz, in der unteren Zeile ist es noch richtig dargestellt.
Nun meine Frage: Wie kann ich es erreichen, dass in der oberen Zeile das Kreuz wieder mit erscheint?
Antworten
Die Frage ist, was CapScan erkannt hat und übergeben hat. Sicherlich nicht ein Tonartvorzeichen mit Kreuz und B. Vielleicht ist das Kreuz ein Tonartvorzeichen und das B ist ein Textfeld.
Als erstes würde ich den Cursor vor das Kreuz setzen und dann unter Ansicht->Strukturbaum schauen, welchen Wert "fifths" dort hat. Falls der Wert 1 ist, hat Capella (G-Dur bzw. e-moll) verstanden.
Es ist nützlich, wenn man sich anschaut, wie Capella die Sachen in den Dateien abspeichert. Die Vorzeichen, die für die ganze Partitur gelten, werden als ganze Zahl zwischen -7 (7 Bs) und +7 (7 Kreuze) gespeichert. Vorzeichen mit einem Kreunz und einem B sind daher nicht möglich.
Davon zu unterscheiden sind Alterationen, die nur für die einzelnen Noten gelten und daher mit den Noten gespeichert werden. Ohne Noten lassen sich also keine Alterationen speichern.
Was man immer machen kann, sind Textfelder. Aber man darf sich dann nicht wundern, wenn das Vorspiel seltsam klingt.
Hier ist die Erkennung von capscan:
Die Arbeit mit einer Textdatei geht natürlich, aber mich interessiert, ob es auch eine Lösung gibt, die nicht schummelt.
Meine Aussage ist richtig. Was Capella erkannt hat, ist, dass das Stück in G-Dur beginnt und dann, bevor der erste Ton erklingt, nach F-Dur moduliert. Das Kreuz hat also in dem ganzen Stück keine Wirkung.
Wenn man das Kreuz als große Septime und das B als kleine Terz interpretiert, wäre die Tonleiter in meoldischem G-Moll. Dafür gibt es aber kein Tonart-Vorzeichen. Man muss dann mit Alterationen arbeiten.
Hallo Detlef,
sehr interessante Stück, das du da vorliegen hast. Es scheint die Konvention der Tonartenvorbezeichnung zu ignorieren (alle Tonarten des Quintenzirkels haben ja entweder Kreuze, oder Bes oder keine Vorzeichen, aber niemals Kreuze und Bes gemischt). Capella hat diese Konvention im Datenmodell implementiert, so dass es mit "natürlichen" Mitteln diese "Erweiterung" nicht darstellen kann. Darum interpretiert es diese Tonartenbezeichnung als zwei getrennte Tonartenvorbezeichnungen und lässt nur die zweite (das b) stehen, da sie unmittelbar auf die erste folgt.
Musikalisch gesehen entspricht die sich ergebende Tonart (mit einem b und einem Kreuz wie in deiner Vorlage), gerade einer melodischen g-Moll-Tonleiter. Je nachdem wie stark der Wunsch deines Auftraggebers nach exakter grafischer Wiedergabe der Vorlage oder Angleichung an die gewohnten Konventionen der Notenschrift ist, müsste man entweder den "kreativen" grafischen Weg gehen (G-Dur oder F-Dur als Tonart, das andere Vorzeichen als Grafiksymbol ergänzen, die betroffenen Noten passend alterieren und für sie die Akzidenzien unterdrücken). Oder man setzt das Stück auch grafisch in g-Moll und arbeitet für e mit einem Auflösungszeichen und fü fis mit einem Kreuz vor den betroffenen Einzelnoten.
Ein wenig neugierig wäre ich dennoch, wer das Stück so gesetzt hat bzw. haben will.
Viele Grüße,
Martin
Es handelt sich um das MÜNCHENER KANTORA LE/Kantorenausgabe/Lesejahr A
Erarbeitet von Markus Eham, Bernward Beyerle, Gerald Fischer,
Michael Heigenhuber und Stephan Zippe, unter Mitwirkung von Rupert Berger
Herausgegeben von der Abteilung Kirchenmusik
im Ordinariat des Erzbistums München und Freising
herausgegeben 2015